Dann hammwa die Bescherung

Schlagwörter

, ,

Heiligabend, der Weihnachtsbaum duftet, alle haben sich lieb, Kerzen flackern friedlich, leise ertönt stimmungsvolle Musik, die Nachbarschaft ruht, Schneeflöckchen fallen sanft vom Himmel herab und dann fällt die Familie ein. Besinnlich vollgepackt rammelt ein Familienmitglied nach dem anderen durch die Tür und verkündet seine jeweiligen Befindlichkeiten: „Boa, ick muß ersma aufs Klo, ey!“ Wie üblich hat sich niemand an die alljährliche Geschenkerestriktion „Aber dieses Mal wirklich nur eins pro Nase!“ gehalten. Vaddern schleppt säckeweise Buntverpacktes weg, um es im Schlafzimmer bis zur Bescherung ordnungsgemäß zu schütteln und zu betasten.
Auch dieses Mal gibt es zum Mittag nur Suppe, also Borschtsch mit mannsgroßen Fleischstücken bis zum Abwinken. Danach erfolgt das gemeinsame Baumschmücken. Vaddern sägt noch eben die überstehenden zwei, drei Meter Spitze ab, damit das Monstrum, nennen wir es liebevoll „Ich dachte echt, der paßt.“, überhaupt ins Wohnzimmer geht, ohne die anderen beiden Etagen zu penetrieren. Nun werden Kerzen angebracht und Lichterketten. Soll ja nicht wie bei armen Leuten aussehen. Dann endlich: Auswahl der Schmuckfarbe. Man geht mit den aktuellen Trends und wählt alljährlich BUNT. Nachdem alle vorhandenen Kugeln, Bärchen, Schmetterlinge, Pfefferkuchenhäuser, Engel, Weihnachtsmänner und Vögel durch Zuruf („Da noch. Nee, DA. Wie wo? Na, DA! KUCK DOCH MAL!“) am Baum verteilt sind, darf Schwesterherz selbigen, das Wohnzimmer, den Hund und sich selbst mit Engelshaar und Lametta behängen. Jüngere Menschen in der Familie reißen derweil kichernd vorbeischliddernd erste Kugeln wieder runter.
Da bis zum Kaffeetrinken die Zeit lang ist, vertreibt man sich diese nun mit der Diskussion, wann denn endlich Bescherung sei und wieso. Vaddern und der Mann plädieren für nach dem Abendbrot, obwohl das natürlich vollkommener Blödsinn ist und die Bescherung SCHON IMMER nach dem Kaffee war und was denen eigentlich einfällt.
Inzwischen läuft zum 16. Mal Süßer die Glocken nie klingen in einer Interpretation der Dresdner Domspatzen mit traditionellem Sprung in der Platte. Die ersten geben entnervt auf und verlangen Sekt.
Endlich Kaffee. Endlich zündet mal einer den Baum und den mittlerweile reißigtrockenen Adventskranz an. Die Nachbarn schieben unauffällig Feuerlöscher durch die Gartenzaunlücke. Wenige Sekunden nach Auftragen von Heißgetränk und Stollen ist der von Oma Ilsebilse bestickte Tischläufer zum 40. Mal in den letzten 40 Jahren bekleckert und verkrümelt. Jetzt nur noch ganz schnell mit dem Hund raus und dann gibbet Geschenke. Nein, Papa, nicht erst nach dem Abendbrot, Ruhe jetze.
Man verteilt die während der Hundeabwesenheit unter dem Baum und daneben und auf dem Tisch und dort drüben und im Carport ausgebreiteten Aufmerksamkeiten gerecht unter den Anwesenden, d.h. ich bekomme die größten. Dann wird der Reihe nach ausgepackt; anfangen darf der, der am meisten rumquengelt. Am Ende häufen sich Berge bunten Papiers um den Betroffenen, der nunmehr Dinge an sich drückt und gollumesk vor sich hin murmelt.
Nach der Küsse-Danke-Runde erfolgt noch das leichte Abendessen aus Kartoffelsalat und Würstchen, also Bratwurst für die anderen, Bockwurst für mich, Brat- und Bockwurst für den Mann. Und ein- bis achtundsechzig Sidedishes. Man ist ja bescheiden.
Und während Vaddern noch das Küchenchaos beseitigen darf, wird das jüngste Mitglied des Clans bereits unter lautstarkem Protest ins Bett geschoben und Muddern mischt schon mal die Karten. Rommétime. Auslegen erst nach der ersten Runde, nein, Papa, noch nicht, erstes Auslegen mindestens 30 Punkte, Klopfen erst nach dem Auslegen, nein, Schatz, das ist nicht total dumm, und Rommé-Hand zählt doppelt, Ihr könnt schon mal zählen, guten Abend, krieg ich noch Sekt?

Kapitel 4

Schlagwörter

, , , ,

-Die Tweets von @MikasAtelier zu einer Geschichte versponnen. Mein Beitrag zum #Kuckuckszwitschern.-

 

(An den Stellen mit den Strichen beginnt immer ein Tweet.)

 

Kapitel 4

| Kennt ihr die Fabel von Ameise und Grille? Ich bin wie die Grille. Und es ist Winter.  Oder, um es mit den Worten der Ameise zu sagen: „Hast du im Sommer singen und pfeifen können, so kannst du jetzt im Winter tanzen und Hunger leiden, denn das Faulenzen bringt kein Brot ins Haus.“ | Aber vielleicht bin ich gar nicht faul, sondern Manue… Hahaha. Nee. Ganz klar faul. Anders ausgedrückt: | Ich habe seit mindestens 5h Hunger und es ist hier noch nichts passiert. Darwin hofft sicher, dass ich sterbe. Der Mann ist auch nicht hilfreich. | „Geh doch in den Bioladen und stell Dir vor, ich käme mit.“  sagt er. Fernbeziehungen und ihre Stilblüten. Na, zum Glück wollten wir eh die Eltern besuchen. Bei Eltern gibt es immer was zu Essen. Schnappe mir das Kind und fahre los. Auf dem Weg dorthin rufe ich gerade mal an, um die Guten vorzuwarnen. Bekomme zu hören: „Gut, daß du anrufst, dann kannst Du unterwegs gleich mal was einkaufen.“ War ja klar.
| Alter. Für Muttern eingekauft. Noch NIEMALS so derbe viel tierische Produkte aufm Band gehabt…wofür mach ich denn die Aufklärung daheim?
Mama war EIN Mal im Bioladen. Hat ihr nicht gefallen: | „100g Käse haben VIER Euro gekostet. Unverschämt! Und KEIN Mensch kauft 100g Käse. Man kauft IMMER 200g Käse!“ Mama, so süß beim Aufregen.

Jetzt aber erstmal Mama-Tochter-Kochen. |
„Mika, auf wieviel steht die Platte? Find die Brille nit.“
„9, Mama.“
„Zu viel. Jetz?“
„3.“
„Zu wenig. Jetz?“
„5.“
Das kann den ganzen Tag so weitergehen. Und ich habe immer noch Hunger.
Frage mal, was wir da eigentlich kochen: | „Mama, was gibt’s eigentlich? Gibt’s Fleisch?“
Und sie so: „Nein.“
Ich so: „Cool! … Moment … Ist das Schinken?“
„Ja. Aber doch nur ganz wenig…“
Orrr.
| Nach dem Essen dann eine sinnlose Diskussion über die Textilindustrie führen. Primark vs. Trigema, bis einer weint. Hmpf. | Seit einer Stunde bei meinen Eltern und ich musste sie nur viermal davon abhalten, der Tochter Süßigkeiten reinzustopfen.
| „Hab hier so Twix…“
„Och, nee, Mama.“
„Aber Kinderschokolade darfse doch!“
„Jetz nich.“
„Müllermilch Kakao?“
„…“
„Lolli?“
Ich lasse die nun alleine und gehe duschen. | Ich will meinen BH auf der Stelle ausziehen!
Und schon ruft Muttern ins Bad, ich solle mal fertig werden, der Tatort finge gleich an.
| „Mama, ich will nicht aus der warmen Dusche…“
Und Mama so: „Oh, ich kann machen, dass doch.“ und greift zum Thermostat. Brrrrr!
Ja… Wir lieben uns hier heiß & innig.
Mist, bei den Eltern habe ich keinen Bademantel. | Hauptgrund für meine Liebe zum Bademantel sind weder Flausch noch bohèmes Traggefühl, sondern das Nicht-abtrocknen-müssen nach dem Duschen.
Aber nun gut. Der Tatort ruft. Schlurfe also mit Handtuch aufm Kopf ins Wohnzimmer, darauf kommentiert Papa: |
„Du siehst aus wie meine Schwester in dick von hinten.“
| Es ist schade, dass ich meine Eltern nicht enterben kann. Das wäre gerade ein echter Anreiz, reich zu werden. Hach ja… Reichtum und Ehre und Künstlerruhm, das wäre was. | Inzwischen meinen die Eltern einstimmig: „Ich weiß immer noch nicht, was das soll.“ Als würden sie über moderne Kunst reden und nicht den Tatort.
Ich antworte noch leicht verträumt: | „Ich mag Quadrate. Quadrate sind irgendwie gescheiterte Kreise.“
Wahrscheinlich halten die mich jetzt für bekloppt. Kucken zumindest so. Dabei fällt mir auf: | Das Kind ist beim Tatort nicht eingeschlafen. Überlege jetzt einen Mutterschaftstest zu machen.
Mama bringt rasch die Enkelin und dann Papa ins Bett, ich schaue derweil noch eine Doku über Elvis. Und dann das: | Da muss ich erst 30 Jahre alt werden, um zu erkennen, dass mein Vater mich angelogen hat: Elvis ist gar nicht an Puddingsucht gestorben!! | Da wollte jemand seinem Kind wohl Angst vor Süßkram machen. Hat aber nicht geklappt. Ich überlegte stets nur WIEVIEL Pudding es wohl war.
| Und was hab ich schon über die Wechselwirkungen von Drogenkonsum und Puddingsucht nachgedacht! Ich meine, wenn man immer den Magen voll Pudding hat, dann braucht man ja viel mehr Pillen, damit die wirken und das kostet ja auch irgendwann echt viel. Ok, Elvis hat gut verdient, da war das vielleicht nicht so das Problem…Und wie wirkt sich eigentlich Puddingentzug aus? À propos Pudding. | Müsste schon wieder essen. Kann mir nicht einfach wer regelmäßig was vorsetzen? Den Teller mach ich leer. Immer schönes Wetter! Versprochen.
| Ich hab recherchiert. Kann Puffreis nich selber machen. Find ich scheiße. | Da bin ich doch jetzt voll Dankbarkeit für die Vergangenheitsmíka, die im Haus meiner Eltern überall Süßigkeiten versteckte.
Und jetzt, wo ich Süßigkeiten habe, kann ich ja auch noch ein wenig zeichnen.

| Also gut. Blatt und Stift habe ich. Wollen wir doch mal sehen. Mir fällt sicher gleich etwas ein. Hmmmm. Tja, also… puh…  Öhm. Was könnte ich denn jetzt mal auf’s Papier bringen? Hmhmhm. Irgendwie fällt mir auch so gar nichts ein. Menno. Da muß doch WAS ZU HOLEN SEIN!! AHHHH! …
Wut hilft auch nicht. Immer das gleiche. Außerdem bin ich urst müde. | Warum muss dieses Künstler-Ego immer nachts arbeiten? Bescheuertes Klischee. Mika, geh schlafen! Du hast ein Kind, das morgen spielen will.
Na gut! | Kind erstmal zur Seite schieben, dann da schlafen legen. Die Stelle ist so schön warm.

| Tag Nr. 2 bei den Eltern. Mein Vater bringt meiner zweijährigen Tochter das Bierzapfen bei.
| Währenddessen fährt ein Schiff auf dem Rhein. Es heißt „Strack 13“. Genau mein Humor.

| Nee, aber ich liebe ja meinen Papa. Betrunken sagt er die schönsten Dinge. Wie zum Beispiel: „Diese Wichshänschen wie den Ackermann sollte man alle aufhängen.“ Er ist auch sehr aufmerksam. | Wie damals bei dem Vorfall, der in der Familie nur noch als Drama unter dem Namen „Papa fährt zur Feier des Tages zur Eisdiele“ bekannt ist. Er fragt noch:
„Was willste?“
Ich sage: „Zitrone & Mango.“
10min. später kommt er stolz an und reicht mir mein Eis: „Bitte!“
Ich schaue hin. „MALAGA & SPEKULATIUS?“

Ich lasse die beiden mal machen und gehe zu Mama in die Küche. Die braut ihren entkoffeinierten Kaffee. Himmel. Irgendwann schreibe und illustriere ich ein Buch mit dem Titel: | „Von Eltern, die nur entkoffeinierten Kaffee, aber eine immer im Stand-by befindliche Bierzapfanlage im Hause haben.“
Das Handy summt fröhlich zu meinem Unglück. |  In der Freundes-WhatsApp-Gruppe schreiben alle vom Büro. Mein Meeting mit der Tochter war im Schlafzimmer, hat aber die ganze Nacht gedauert. Wir brauchen ALLE Kaffee! Echten Kaffee. Jetzt. Beschwere mich bei Mama: | „Es wär schön, ne Nacht mal nicht total fertig gemacht zu werden von der Lütten. Heute mussten wir um 3 Uhr Brokkoli essen. 3 Uhr. Brokkoli.“
Darauf Mama nur so: |
„Der Papa dreht sich nachts immer zu mir und schnarcht dann.“
„Naja… Er will halt bei Dir sein.“
Da sagtse: „Also, das versteh ich nicht.“

| Ich wiederhole mich, aber hier gibt es nur Entkoffeinierten. Das sollte doch so manches erklären. Gebe auf und gehe jetzt ins Café. Nach Wiesbaden-City. Als Mainzerin in Wiesbaden fühle ich mich ja immer ein bißchen ausgelacht. | Und Wiesbaden immer so: „Uuuh, seht mich an! Ich bin im Krieg nicht kaputtgebombt worden wie’s hässliche Mainz!“
| Kurze Zeit später habe ich mich, das Kind und das halbe Café mit einem Frischkäse-Bagel eingesaut. Nicht schlecht für ein gewöhnliches Mädchen vom Lande.
Plötzlich kommt einer ins Café und erklärt: | „ICH WILL KICKERN! JETZT! DANN SCHREI ICH AUCH NICHT MEHR GRUNDLOS RUM!“ Das kann ich voll und ganz nachvollziehen. | Es ist nämlich nicht so, als wären die guten Dinge Dinge. Und Kickern ist ein sehr gutes Ding.

Aber jetzt erstmal beim Mann vorbeifahren, der wartet schon. Da können er und das Kind mal schön auf den Spielplatz gehen, während ich den versäumten Nachtschlaf nachhole. Meine Laune ist nämlich übel, wenn ich zu wenig Schlaf bekomme.

| Nach viel zu langem Mittagsschlaf möchte ich immer noch die Gesellschaft anzünden. Zum Glück kommt meine Lütte gleich wieder.
Frage mal an, wo die beiden sind.
Ein kurzes Telephonat und mein Tag entwickelt sich zu: | Mann mit Kind spazieren schicken und drei Stunden später aus dem Biergarten abholen. Passiert offenbar auch in Akademikerfamilien.

Hab’ ich Euch eigentlich erzählt, wie ich den Mann kennenlernte? Nee? Ich sag’s Euch:
| Ich hatte nichts zu Essen da. Aber alles für Kir Royal. Fühlte sich nicht nach Zufall an.

Fernsehdschungel

Schlagwörter

, , , ,

Gerade ist sie wieder angebrochen, die Zeit der Fremdschämsendungen. Deutschland sucht wieder einen vermeintlichen Star und wenn es ihn gefunden hat, verschifft es ihn in den australischen Dschungel. Und Menschen sehen sich das an. Und jedes Jahr zu dieser Zeit frage ich mich, warum.

Warum schauen selbst mutmaßlich intelligente Menschen dabei zu, wie sich andere (mutmaßlich weniger intelligente) Menschen zum Appel der Nation machen? Bereitet es ein Gefühl der Erhabenheit à la: „Ach kucke mal, da ist einer noch ärmer/dümmer/häßlicher/fetter als ich, wie schön!“? Wie arm/dumm/häßlich/fett seid Ihr denn, daß Ihr so etwas nötig habt?

Auf meine Frage hin, warum man freiwillig seinen Abend damit verbrächte, hirnerweichend dummen Dialogen oder gehörzerstörend schlechtem Gesang zu lauschen, höre ich oft, es wäre lustig. Es ist also tatsächlich lustig, Menschen zu begaffen, deren Traum gerade zerplatzt? (Auch wenn der Traum masochistische Neigungen offenbart und darin besteht, von einem zwar durchaus geschäftstüchtigen, aber musikalisch selbst vollkommen untalentierten Lackaffen runtergemacht zu werden.) Es ist lustig, daß Menschen, die vielleicht nur jemanden suchen, der eben mal nicht darauf achtet, daß sie nicht dem Schönheitsideal entsprechen, von einer komplett respektfreien Redaktion zur Schau gestellt werden? DAS ist lustig? Entschuldigt mich, dann habe ich beim Thema Humor nicht aufgepaßt. Nein, wirklich, ich finde vieles witzig, bisweilen auch Dinge, die in Westeuropa gemeinhin als nicht politisch korrekt gelten, oder auch Dinge, die nicht mal mehr unterste Schublade sind, sondern schon auf dem Linoleum unter der Niveaukommode verstauben. Aber das? Nä.

Ihr nennt es Unterhaltung, ich nenne es Verkommenheit. Niemand möchte nach seinem Äußeren beurteilt werden oder nach einem unbedachten Satz, aber Ihr setzt Euch allabendlich mit Chips vor den Fernseher und tut genau das. Zeigt mit dem Finger drauf, lacht, twittert darüber, wie arm/dumm/häßlich/fett die doch alle sind. Genau Ihr, die am nächsten Tag schon jammern, daß wieder einer aus einem tweet/ posting auf Eure Persönlichkeit geschlossen hat.

„Na, aber die sind ja selbst schuld, wenn die in solche Sendungen gehen. Weiß doch jeder, daß man sich dann über die lustig macht.“ Beliebtes Argument. Hmhm, ja. Einige, zumindest wohl die „Stars“, die in den Dschungel gehen, wissen das, aber sicher nicht alle Bauern und Schwiegersöhne in spe. Und selbst wenn: Zeugt es von unserer geistigen Überlegenheit, daß wir sie dann (trotzdem) zum Gespött machen? Wohl kaum.

Mir stößt es jedenfalls sauer auf, daß unsere ach so tolerante Gesellschaft diese Art von Unterhaltung zuläßt und begrüßt.

Lieblingsblogdingsnagutok

Schlagwörter

,

Weil mich nun schon zwei liebe Leute (so nehme ich an, denn ich kenne ja die darksun666.wordpress.com/ und den http://www.muellermanfred.de/ gar nicht persönlich) nominiert haben und ich ja auch nicht die Arschkrampe sein will, die wieder nicht mitmacht, mache ich mal mit beim Lieblingsblog-Stöckchenwerfen-Challenge-Award-Wasauchimmer.

Da ging es darum, Fragen anderer Blogger zu beantworten und selbst welche zu stellen und dann auch wieder wen zu nominieren. Da nun aber im Grunde schon jeder, den ich blogmäßig lese, schon nominiert wurde, fällt der letzte Teil aus und ich beantworte einfach nur wahrheitsgemäß alle an mich gestellten Fragen. Uff.

Fange mit den Fragen vom Müllermanfred an, denn der war der erste, der mir den Stock an den Kopf warf.

1. Welchen Vornamen hättest du dir selber für dich ausgesucht?

Genau den, den ich habe.

2. Wieso diesen?

Meine бабушка (die Oma mütterlicherseits) hieß so und die war toll.

3. Ich serviere dir etwas, das du noch nie zuvor gegessen hast: Was tust du?

Probieren! Es sei denn, der Ekel ist stärker, weil sich das Zeug noch bewegt und mir zuzwinkert und dabei stinkt wie die Hölle.

4. Was schätzt du: Wieviel Geld wirfst du jährlich in die Becher der Bettler?

Öhm.. keine Ahnung, nicht viel. Bei mir ist das eine Impulshandlung, jedenfalls das direkte Indenbecherschmeißen. Indirekt spende ich monatlich einen Zehner an http://www.berliner-tafel.de/ Ein Projekt, das mich auf ganzer Linie überzeugt.

5. Was ist eigentlich so schön an Rache?

Eigentlich nichts, wenn man mit Rache das niederträchtige Zurückzahlen einem zugefügten Leids meint. Meine „Rache“ besteht darin, einfach besser zu sein, als der Idiot, der mir Unrecht tat.

6. Musik wird verboten. Was tust du?

Schwierig. Ich brauche Musik nur selten. Im Alltag bin ich froh, wenn ich nicht beschallt werde. Stille ist mir sehr recht, auch wenn ich allein bin. Zu einem Depeche-Mode-Konzert würde ich aber auch auf die Gefahr hin, dafür eingesperrt zu werden, gehen.

7. Was würdest du mit einer Billion Euro tun?

Nochmal studieren, einen Haufen Bücher kaufen und eine Wohnung mit einer riesigen Wohnküche und einer Bibliothek. Und dann spenden, spenden, spenden.

8. Mit dieser Pille wärst du für immer glücklich: Schluckst du sie?

Nä. Meine „dunkle Seite“ gehört zu mir und macht mich zu der Person, die ich bin.

9. Was hält die Welt im Innersten zusammen?

Das Streben nach mehr. Mehr Geld, mehr Macht, mehr Liebe, mehr Wissen… Ohne das Streben gäbe es keinen Fortschritt und keinen Grund zu leben.

10. Was ist das Wichtigste, daß du deinen (möglichen) Kindern mitgibst?

Respekt vor jedem Lebewesen auf der Welt. Alles andere fügt sich dann.

11. Welche sollen deine letzten Worte sein?

Die allerletzen im Leben? „Das war schön.“

Und gleich noch mal…

1. Welches ist deine früheste, bewusste Kindheitserinnerung?

„Murmeltiere“ (vermute: Kellerasseln) sammeln am Kindergarten mit 3.

2. Was genau ist mit passierten Tomaten passiert?

Eine Musprobe.

3. Wenn du dir aussuchen könntest, in welchem Jahrhundert du lebst. In welchem und warum?

Oh. Zu Zeiten Newtons, das wäre dann im 17./18. Jahrhundert. Da gab es noch so viel zu entdecken und man forschte so vor sich hin. Ein beruflicher Traum.

4. Von welchem Lebensmittel wird dir richtig übel, wenn du auch nur daran denkst?

Lungenhaschee. Das klingt schon eklig.

5. Was tust du wenn du den Faden verlierst, damit du dich wieder konzentrieren kannst?

Innehalten und zurückgehen an den Punkt, wo ich den Faden noch hatte (gedanklich und manchmal auch physisch).

6. Was ist für dich das nächste große Ding?

Eine Augenkamera, das wäre es. Wenn das irgendwann möglich wird, ich würde sie mir implantieren lassen, um Dinge aufzunehmen, wie ich sie sehe.

7. Was hat dich dazu bewogen zu bloggen?

Früher hab‘ ich Tagebuch geschrieben und Kurzgeschichten und dann wollte ich, daß das auch mal jemand liest.

8. Glaubst du an die Macht von Worten oder eher an deren Vergänglichkeit?

Macht und Vergänglichkeit schließen sich für mich nicht aus. Worte können Macht erlangen und auch wieder verlieren.

9. Welche bekannte Persönlichkeit hat, deiner Meinung nach, der Esel im Galopp verloren und warum?

Das wären einige. Aber eigentlich, wenn man es genau betrachtet, sind nicht diese Personen, die mit dem Problem, sondern die Gesellschaft, die ihnen eine Plattform bietet.

10. Kaufst du Weihnachtsgeschenke lange vorher oder eher auf den letzten Drücker?

Auf den letzten Drücker. Zum einen schaffe ich es meist nicht vorher, zum anderen könnte ich es gar nicht ewig aushalten, etwas nicht zu schenken.

11. Wenn du dich mit einem Cocktail beschreiben müsstest. Welcher wäre das?

Eine Eigenkreation. Heißt Human Nature. 4 cl Vodka, 2 cl Apricot Brandy, 2 cl Mandelsirup, 2 cl Zitronensaft, Kirschsaft, Energydrink.

One Year After

Schlagwörter

-Was ich in einem Jahr über twitter lernte-

So. Nun bin ich da also ein ganzes Jahr schon. Gleich vorweg: Twitter ist nicht anders als das wahre Leben, das verteufelte RL, twitter ist schlimmer. Auf twitter sind all die Psychosen, die Menschen so haben können, konzentriert auf 140 Zeichen. Da ist kein Friede-Freude-Eierkuchen-alle-haben-sich-lieb-mit-Glitzereinhorn. So gern das viele Twitterer behaupten, so sehr sie von „Herzmenschen“ schwärmen, die sie dort kennen- und lieben lernten… Nein, twitter ist nicht nett. Auf twitter werden Urteile gefällt, erbarmungslos, innerhalb der Sekunde, die es braucht, einen tweet zu lesen. Wie im RL, nur eben sogar ohne dem Verurteilten jemals in die Augen gesehen zu haben.

Auf twitter ist alles wie im RL: Ich verstehe das meiste nicht.

Ich verstehe nicht, warum Menschen extra accounts anlegen, um andere Menschen zu beleidigen, zu bedrohen und zu demütigen. Manche tun das sogar mehrmals, wenn sie gemeldet und geblockt werden. Warum?

Ich verstehe nicht, warum Menschen sich bemüßigt fühlen, einen Kommentar zu einem tweet zu schreiben, der nur Mißbilligung ausdrückt, statt zu entfolgen und meinethalben auch zu blocken. Nur, um jemandem den Tag zu vermiesen?

Ich verstehe nicht, warum Menschen lieber tweets klauen, als den retweet button zu drücken. Ruhm und Ehre? In diesem Medium? Ich bitte Euch!

Ich verstehe nicht, warum Menschen, die viel und gern über den Mob twittern, der sie anekelt, bereitwillig jedem Blockaufruf folgen, ohne jemals Kontakt zum zu blockenden account gehabt zu haben. Und unfiltriert tun, was ein „großer account“ ihnen sagt. Ist das Eure so himmelhoch gehaltene freie Entscheidungsgewalt?

Und ich verstehe nicht, wie manche diese unbekannten Menschen hinter den accounts so sehr in ihr Herz schließen, daß sie verletzt werden können. Ja, irgendwie mag ich die Verrückten da auch, die mir folgen und denen ich folge und die Sterne an meine tweets heften, aber eben virtuell. Und manche gehen mir auch auf den sprichwörtlichen Senkel, aber eben virtuell.

Vielleicht brauche ich noch ein paar Jahre, um all das zu begreifen. Vielleicht streiche ich auch bald resignierend die Segel.

Und ganz vielleicht lasse ich auch weiterhin twitter twitter sein, wundere mich, ärgere mich, freue mich, verliebe mich täglich in tweets und accounts, fange an, andere zu verachten. Aber eben virtuell.

Meins, Deins, Unseres

Das Urheberrecht.

Gerade in letzter Zeit wurde viel darüber geschrieben, besonders von Menschen, die auf twitter aktiv sind. Nun muß auch ich meinen Senf dazugeben.
Ich nutze twitter und facebook gleichermaßen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Facebook bietet mir vor allem die Möglichkeit, mit Freunden in Verbindung zu bleiben, die entweder weit weg wohnen oder aus anderen Gründen nicht mehr Teil meines akuten Lebens sind. Auf twitter bleibe ich weitestgehend anonym und betätige mich kreativ.

Manches, was ich da so in 140 Zeichen quetsche, ist kreativ genug, daß es viel Anklang findet. Und gleich zu Beginn meiner Twitter“karriere“ war ich wohl so kreativ, daß ein Spruch von mir bald auch auf vielen anderen Webseiten zu lesen war. Gerechterweise muß man sagen, daß die meisten davon meinen Twitteraccount als Quelle nannten. Jedoch nicht alle. Es ist kein Kapitalverbrechen, es ist im Grunde schlimmstenfalls ärgerlich, wenn andere mit meinen Gedanken Lorbeeren sammeln. Besonders ärgerlich deshalb, weil es keine große Hürde darstellt, meinen Twitternamen dazuzuschreiben.

Aber um mich soll es gar nicht gehen. Auch nicht um die, denen eine Quellenangabe zu viel Arbeit macht. Bei vielen muß man sowieso annehmen, daß der Diebstahl geistigen Eigentums für sie so etwas wie Mundraub darstellt. Sie haben halt kein eigenes, was will man machen.

Anlaß dieses Eintrags ist eine kleine Diskussion auf facebook, nachdem ein Freund einen Spruch von einer jener Seiten teilte, die in der Twitterwelt bekannt sind wie ein bunter Hund dafür, daß sie tweets ohne Quelle auf facebook stellen. Ich machte ihn darauf aufmerksam. Argumentiert wurde daraufhin von reinen Facebookusern, daß eh alle inzwischen Sprüche verbreiten, ohne den Autor zu nennen, man ja nicht wisse, ob das Original tatsächlich von twitter stammte und schließlich hätten die Twitterer auch das Sprücheklopfen nicht erfunden. Stimmt sogar alles. Aber macht es das besser? Ist etwas, das „eh alle machen“, plötzlich ok? Man will gar nicht die Drittes-Reich-Keule auspacken oder den Muttispruch mit der Brücke und dem Sprung. Wir wissen alle, wie die Antwort lautet.

Mich interessiert vor allem, warum es so viel schlimmer ist, ein olles Baumarktfahrrad zu klauen, als die Gedanken eines anderen. Klar: Mein Spruch hat mich keine 168,95 Euro gekostet. Gekostet hat er mich nur ein paar Minuten schöpferischer Arbeit, einen Gedanken ansprechend in 140 Zeichen zu verpacken. Ist ja nix. Schriebe ich ein Buch voll mit 140-Zeichen-Sätzen und bediente sich daraus jemand, ohne meinen Namen zu erwähnen, wäre das zweifelsfrei Plagiat und das würden auch meine oben erwähnten Facebookfreunde so sehen, da bin ich sicher. Aber der einzelne Satz gilt eben so als Allgemeingut. Mich irritiert das. Und mit „das“ meine ich die Respektlosigkeit gegenüber dem Gut eines anderen. Ich kann nicht mal einen Witz weitererzählen, ohne dazuzusagen, von wem ich den gehört habe, andere hingegen gehen soweit, mit von twitter geklauten Sätzen ein Bühnenprogramm oder eine Internetseite zu gestalten und damit bisweilen sogar Geld zu verdienen. Da klafft schon eine enorme Rechtsverständnislücke zwischen uns. Und das in einem Land, wo doch jeder so bedacht ist auf Regeln und Rechte.

Früher, vor dem Internet, wurden lustige Sprüche ja auch einfach so weitererzählt und man muß davon ausgehen, daß sich kaum einer die Mühe machte, zu sagen, von wem er einen Spruch hatte. Sprichwörter sind wohl das Paradebeispiel dazu. Wird mein tweet jemals das Sprachgut unserer Nation schmücken? Ein geflügeltes Wort werden? Wohl kaum.

Ich kann mich also eigentlich nicht einmal richtig empören, nur wundern. Und abschließend sagen, wie ich es finde, daß Menschen schlicht die Möglichkeit ignorieren, den Vater des Gedankens zu benennen: Dreist und scheiße.

Die Herrschaft des Volkes

Schlagwörter

, ,

Die Demokratie – Ein System, das funktioniert?

Gleich vorweg: Ein System, in dem alle Macht vom Volke ausgeht, das jedoch „Die Regierung“ und „Das Volk“ trennt, führt sich zwangsweise selbst ad absurdum.

Nun geht es uns, dem deutschen Volk, doch ziemlich gut. Die meisten von uns leben nicht am Rande der Armut, wir haben Zeit und Geld über Bio oder nicht-Bio zu diskutieren, wir können mehr oder weniger frei entscheiden, wieviel Strom wir verbrauchen und wem wir dafür Geld zahlen. Und weil wir nicht alle gleichzeitig im Parlament sitzen können und wollen, schicken wir an unserer statt Volksvertreter. Das ist wie früher in der Schule, wenn der Mathelehrer krank war und daher die Musiklehrerin seinen Unterricht vertrat. Natürlich hatte die keine Ahnung von Mathe, deshalb gab es dann eben Musik statt Rechnen. Der Volksvertreter ist also nicht das Volk und hat eigentlich auch keine Ahnung davon, was das Volk will. Er weiß, was er kann und möchte und erzählt das überall herum, so daß wir dann einen aussuchen können, der noch am ehesten das kann und möchte, was wir können und möchten. Damit haben wir dann unsere ganze Macht aber im Grunde schon ausgespielt.

Jetzt bleibt nur noch über „Die Regierung“ zu schimpfen und darüber, daß „Die“ gar nicht machen, was wir wollen. Aber naja, die haben halt keine Ahnung von Mathe. Was man auch leicht daran erkennt, wie sie mit unserem Geld umgehen. Als Volksvertreter werden sie von unserem sauer verdienten Geld bezahlt. Wir sind ja quasi ihr Arbeitgeber. Das ist nur recht und billig. Obwohl… billig ist es eigentlich nicht. Nun tragen die Jungs und Mädels eine große Verantwortung, das soll auch angemessen entlohnt sein, keine Frage. Eine nicht minder große Verantwortung tragen Ärzte, Pflegekräfte, Polizisten, Feuerwehrmänner, …, aber die dürfen sich im Gegensatz zu den ersteren nicht aussuchen, wieviel sie verdienen möchten. Merkwürdige Arbeitnehmer sind das, unsere Volksvertreter. Man stelle sich vor, ich sagte zu meinem Chef: „Ok, Chef, ich komme zu der Besprechung am Montag, aber ich nehme mir dafür 200 Euro aus Ihrem Portemonnaie.“. Undenkbar… Kurzum, das zementiert den Unterschied zwischen Regierung und Volk. Und bei Geld hört die Freundschaft bekanntermaßen sowieso auf.

Deshalb ändert sich die Bedeutung des Wortes „wir“ in Politikerreden gern auch situationsabhängig. Geht es darum, daß der Staat hochverschuldet ist, müssen „wir“ den Gürtel enger schnallen. Und das heißt „wir alle, aber insbesondere das Volk, die Schulen, die Forschung und die Sozialeinrichtungen aller Art“. Geht es um Gehälter und die Inflation, dann müssen „wir“ schließlich auch einen Ausgleich erhalten, immerhin steigen die Kosten auch für uns. Und da heißt „wir“ dann plötzlich „ausschließlich wir hier im Parlament“.

Und während zu uns irgendwann Peter Zwegat kommt, wenn wir weiter Geld ausgeben, das wir nicht haben, verschenkt „Die Regierung“ atomwaffenfähige U-Boote an Israel, die haben es ja irgendwie verdient. Europa pumpt derweil nicht vorhandenes Geld aus einem tiefen schwarzen Loch in ein noch tieferes schwarzes Loch und in Berlin versickern Milliarden in der Schönefelder Heide. Wann fängt jetzt noch mal genau dieses „Wir müssen ALLE sparen!“ an?

Zur gleichen Zeit versauern Menschen, die ihr Leben lang schwer gearbeitet haben, in einem Altenheim, wo sie von überarbeiteten, gestreßten und lächerlich bezahlten Pflegern am Rande der Menschenwürde (für beide Seiten) betreut werden. Ist das gerecht? Ist es das, wofür wir, „Das Volk“, unsere Macht einsetzen?

Das ist wohl doch noch nicht der Weisheit letzter Schluß, dieses System, in dem zwar alle Macht vom Volke ausgeht, diese aber im Grunde nichts bewirkt. Klingt das verdrossen? Ja, sicher. Ich ging wählen, es änderte sich nichts, ich ging auch schon nicht wählen, es änderte sich nichts. Ich wählte anders als sonst, es änderte sich nichts. Das Leben in unserer Demokratie wird konstant teurer, konstant unsozialer und konstant immer kritikanfälliger.

Tja. Aber immerhin geht’s uns noch besser als zum Beispiel Journalisten in China, nicht wahr?

Folgt den Sternen!

Schlagwörter

Nun bin ich also auch bei twitter gelandet. Damals, als das aufkam, dachte ich ja noch, daß das ja wohl der totale Blödsinn ist und sich wirklich NIEMAND ernsthaft hinsetzt und sich durchliest, was Wildfremde den ganzen Tag so machen. Hat sich aber doch irgendwie durchgesetzt. Vermutlich, weil sich da auch einige recht eloquente Wesen tummeln. Deren Ergüsse bekam ich also immer öfter auf facebook zu sehen. Und weil ich mich irgendwie auch so ein bißchen witzig finde, meinte ich nun, ich könne da sicher auch ein paar Sprüche klopfen. Also hab‘ ich mich angemeldet.

Da bin ich nun. Fühle mich zurückversetzt in die 90er Jahre, als man noch des nächtens in Chats rumhing. Im Gegensatz zu twitter erwartete aber zumindest in meinem Stammchat niemand Lorbeeren für Witz und Charme. Man witzelte eben so vor sich hin und am nächsten Tag war alles weg. Bei twitter buhlen sie um Sterne und follower, um Pokale sogar. Menschen geben allen Ernstes Geld aus, um jemandem einen virtuellen Goldbecher für einen besonders gelungen tweet zu überreichen. Das verwirrt mich schon sehr. Ich schätze, das ist dieses „Ich habe twitter nicht verstanden.“, von dem dort immer alle reden.

Wie auch im Chat treffen sich die Leute bisweilen im echten Leben und manchmal verknallen sie sich auch ineinander. Ab und zu knallt es aber anderweitig. Auf twitter kochen die Emotionen praktisch immer direkt hoch. Es ist ein wundersames Schauspiel, das sich zu beobachten lohnt. Fast so wie die Polarlichter im hohen Norden. Nur nicht ganz so hübsch. Da geht es eher dreckig zu. Das geht so weit, daß sich erwachsene Menschen eingeschnappt von der Plattform löschen und andere erwachsene Menschen dann tagelang öffentlich rumheulen, derjenige möge doch bitte zurückkommen. Man sollte doch meinen, daß Erwachsene, die in der Lage sind, ganze Lebensgeschichten in 140 Zeichen zu verpacken, auch verstehen, daß die geschriebene Sprache nicht jede Stimmung und Meinung so transportieren kann, daß sie für alle gleich begreifbar wird.

Man folgt sich also gegenseitig oder auch nur einseitig und dann findet man den anderen bzw. seine tweets irgendwann doof und entfolgt wieder. Klingt ganz einfach und nicht so, als müsse man persönliche Motive vermuten. Nicht so bei twitter. Jedenfalls ganz offenbar nicht so bei denen, die schon länger dabei sind. Da werden wildeste Vermutungen angestellt, wenn es einer der follower wagt, seiner eigenen Wege zu gehen. Man hätte zu viel getwittert oder zu wenig oder zu emotional oder zu lustig oder der Entfolger ist überhaupt schon immer ein Arschloch gewesen. Niedlicher kleiner Kindergarten, möchte man da rufen, aber bitte (Achtung, ich begehe gleich einen blasphemischen Fehltritt galaktischen Ausmaßes!) ES IST NUR TWITTER! Nein, es ist niemals nur twitter, sagen dann die alten Hasen, die ihr Herz ins www ausschütten und auf Zuspruch hoffen. Von möglichst vielen, die aber möglichst wenig sagen sollen. Ja, für ein soziales Netzwerk ist twitter erstaunlich unsozial. Man mag nicht, wenn die Reinheit des eigenen accounts mit den Gedanken anderer beschmutzt wird. „Hier, alle, Volk! Huldigt mir zahlreich! Aber bitte leise. Und wagt es nicht, witziger sein zu wollen, als ich es bin!“. Erstaunlich eigentlich, daß bei der Dichte an Selbstdarstellern mit ernsthaften soziopathischen Neigungen twitter nicht schon längst implodiert ist.

„Na, Du bist doch jetzt aber auch da!“ Ja, richtig. Ich bin auch so einer. Heimlich bin ich auch genervt, wenn einer immer noch das letzte Wort haben will oder wenn meine reply ignoriert wird. „Sterne, gebt mir Sterne, ganz viele und sofort!“ schreit es nach jedem abgesendeten tweet in mir. Aber dann… Noch habe ich die Ruhe, mir selbst zu versichern, daß von den Sternen nichts abhängt oder davon, ob jemand, den ich nicht kenne und voraussichtlich nie kennenlernen werde, meine Antwort witzig fand oder nicht. Das macht mich alles nicht schöner, klüger und schon gar nicht glücklicher. Bei manch einem Twitterer vermisse ich diese Ruhe. Aber gut, denen folge ich auch nicht mehr.

Zum Glück gibt es da noch die, die vielleicht so denken wie ich oder ähnlich und einfach nur so vor sich hin twittern, witzig sind oder traurig oder einfach süß. Die freigiebig sind mit Sternchen und Mensch geblieben sind.

Das ist doch ein so schöner Schlußsatz… #Hach, wie der Twitterer sagt.

Aber nee, meine follower besternen und retweeten grundsätzlich tweets, die ich eigentlich selbst grenzwertig dümmlich finde. Wortspiele! Kinder, Kinder. Naja, wenn ich so zu Ruhm und Weltherrschaft komme, werd‘ ich mich nicht beschweren.

Und jetzt: Weitermachen!

Gezwitschert

Schlagwörter

, , ,

-Wortgespielt-

Kleptomanie: Klaumeise.

Deutscher Radiopreis ging fälschlicherweise an den Jäger, der just den Biber erschoß.

Schleicht langsam durch’s trockene Gras: Die Heuschnecke.

Verliebte im Park sitzen auf der Schmachtbank.

Wenn mehrere Leute hintereinander einen Streit beenden: Schlichterkette.

Wenn man einen Verrückten anfährt: Freakhatdelle.

Wenn sich Hackepeterbrötchen treffen: Metting.

Wenn Sand unter die Backzutaten gerät: Knirschkuchen.

Wenn dir ein Kleinwüchsiger folgt: small stalk.

Sondierungsgespräche: Führen Außerirdische, wenn sie dem Entführten die Arschsonde verpassen.

Oh nein, mein Getreide ist krank! Holt schnell einen Ährendoktor!

Was macht ’nen weinerlicher Kranführer? Jammern auf hohem Niveau.

„Haaa-tschiep!!“ (Vogel mit Schnupp’n)

Wenn man aus Hühnerklein Hühnersuppe kocht, kocht man dann aus Hänschen klein Hänschensuppe?